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Scheuchen – 2025

Scheuchen als Teil der Ausstellung Nonbinary Superpower, vierte welt, Berlin, 2025 Fotos: Iden Sungyoung Kim

An Seilen hängen die Scheuchen im Raum. Vielleicht bewegt sie ein-Luftzug, vielleicht sind es die vorbei streifenden Menschen.

Es klappert und klingt. Leder Riemen streicheln den Boden.


Ich bin in einem Haushalt aufgewachsen, in dem meine
Mutter und Tante aus M ü l l , Windspiele und Figuren bauten, um sie in den Wohnraum oder in die Bäume zu hängen. In den Schrebergärten der Nachbarschaft standen Vogelscheuchen aus alten Dosen und Besen, dann Cd’s und Altplastik. Dieser künstlerische Ausdruck, der im Außerhalb stattfindet, ist mir
vertraut und in mir sesshaft. Es ist Zeit ihn nicht mehr zu verschweigen. Jeder Scheuche ist ein stützender Text zugeordnet. Die Texte besuchen die Welt meiner Kindheit, die mich in den 1980ern und 90ern umgebenden Körper und die gewaltvolle Formung meines eigenen Körpers in dieser Zeit.

Die Vogelscheuche ist ein Schreckbild, gerichtet an die nichtmenschliche Umwelt, um die Saat und dann die Früchte zu schützen . Sie ist beweglich, fragmentarisch, ihre Gliedmaßen sind d e r a n g e d . Sie macht Geräusche und glänzt, ahmt den menschlichen Körper nach, der Gefahr verheißt. Die Scheuchen erzählen durch ihre Materialität von ihren fragmentarischen Assemblagen-Körpern, die aus
biografischen Sammlungen, habituell geformten Keramiken und ambivalent codiertem Nippes bestehen. Sie sind gezeichnet vom Archivgut meiner Freund*innen und mir, unseren Resten und Spielzeugen, den Werkzeugen unserer Väter und Mütter, die unsere Hände nicht mehr halten wollen.

Arbeit Erotika- seit 2023

Arbeit Erotika ist eine Serie von Buntstiftzeichnungen die Arbeiter*innen darstellen, welche ihre Arbeit ruhen lassen, da sie mit einander, in einander, auf einander, zärtlich einander zugewandt in den Fabriken, Küchen, auf den Äckern und Baustellen liegen. Ihre Werkzeuge, wie fallen gelassen ruhen nebenihnen, das dreckige Geschirr türmt sich in derSpüle. Arbeit Erotika ist sowohl Momentaufnahme spekulativer Vergangenheiten, als auch durch die gezeichneten Rahmen, welche sich um dieBilder ziehen eine Dokumentation von Zeitlichkeit, von Sonnen Auf- und Untergang, von Jahreszeiten, von bröckelndem Mauerwerk und keimenden Kartoffeln und von der Reise der Lachse welche das Wehr nicht überqueren können.

idle time lee stevens 01/09/2023—15/10/2023 MÉLANGE Cologne installation views, photos by MÉLANGE

drops mit Valentin Just und Cornelia Herfurtner Fotos: AgvA Sign Ciat

Bog – 2022

Der Bog ist im englischen ein Sumpf. Ein Nassland bedeckt von trüben, stehenden Gewässern. Ein Bog ist umgangssprachlich eine Toilette.

Die Tiefsee in ihrer Dunkelheit und Menschenleere, ein Ort an dem sich (Un-)Tiere tummeln, welche leben ohne Sonne und ihr eigenes Leuchten in der Dunkelheit erzeugen.
In ihrer augenlosen Schuppigkeit so entfernt vom Menschen und von auf den an Land lebenden warmen Wesen. Das Meer, lange in seiner Gesamtheit fast unerforscht wie der Himmel, ist Spielort vieler unheimlicher Erzählungen, Traumwelten und tastenden Vermutungen.
Erzählungen in Tradition von Abscheu und Faszination. Von Untieren, Bestien und den Kreaturen, welche sich in Gewässern aufhalten. Halb Mensch, halb Fisch, halb Pferd, halb Hund. Kraken, Seeschlangen, Kelpies, Skylla und Leviathan. Wie Botschafter*innen dieser ungestüm, brausenden Welten, erscheinen wie fragile, lang gereiste Trugbilder, die terracotta Skulpturen, welche auf dem mit Algen bedeckten Überbleibseln des Wassergrabens um Wasserschloss Quilow, auf irisierenden Schwimmreifen treiben. Dreiköpfige Seeungeheuer, Hummer aus den Untiefen so groß das sie Menschen mit ihren Zangen in die Tiefe reißen. Angelehnt sind die Skulpturen, an die “Carta Marina” von Olaus Magnus. Die erste halbwegs akkurate Karte Nord Europas von 1532, welche kulturelle und ökologische Spezifitäten der abgebildeten Regionen, aber auch mythologische Gestalten und nur durch Beschreibungen dritter, und dadurch stark entfremdeter Zeichnungen von Tieren zeigt. Auf den porösen, in Wasser getränkten Skulpturen wachsen Sprossen, welche sich wie ein zartes grünes Fell über die Untiere zieht. Menschen die in den 90ern ihre Kindheit in West-Deutschland verbrachten werden in den Skulpturen Kressetiere erkennen können, die als freundliche Igel, Frösche oder Schafe Kinderzimmer bevölkerten. Nun liegen in bröckelnder Verwandschaft, die Monster auf silbernen Stanztablettes und nähern sich, mit hilfe des Windes, langsam dem Schloss.

Gemeine Figuren – 2021

In der Heraldik wird die visuell erkennbare Darstellung der Welt Gemeine Figuren genannt. Dazu gehören Menschen, Körperteile, Tiere, Fabelwesen, Pflanzen, Gebäude, Gegenstände und meteorologische Phänomene. Neben dem Militär wurde das Wappen in der Renaissance Teil des Rechtssystems. Das Wappen musste, durch die Gemeinen Figuren, ohne Schrift zu denen sprechen können, die nicht lesen. Die Wissenschaft der Heraldik ordnet die Wappen und entziffert sie, die Heraldik entwirft Wappen nach überlieferten Regeln. In der Ordnung und Klarheit der Symbole und ihrer Anordnung liegt Beruhigung neben Erschaudern, welches sich durch den ganzen Körper zieht, denn viele Wappen sprechen von Nation, Herkunft, Zugehörigkeit zu einer Region, Zugehörigkeit zu einer Blutsfamilie oder einer anderen starren Struktur. Gemeine Figuren versucht eine Symbolik der Abwesenden zu finden, in dem es Bildgeschichten von Arbeiter*innen aufgreift, die im Schloss bedienstet waren oder das Land um es herum bestellten. Das Schnitterwappen spricht von Arbeitsmigrant*innen aus dem Osten, den Schnitter und ihren Schnitterkasernen, unterbezahlte Saisonarbeiter*innen, Rübenernten, Aufständen und Fabelfischen im Wassergraben.

CND Collective Nightmare Distribution – 2020

gelatinous members – 2019 lethargic sci-fi audio play about collective survival skills, feral kids and a multitude of jellyfish spaceships.

Sandwich Series – 2017-2019

Poor People Gonna Rise Up (Tierwelt unserer Heimat) – 2019

money, debt, love – 2016-2018

calm regime – domestic wish machine – 2015

whos landscape am I looking at – 2014

cultural qualities – 2013